Was ist eigentlich Authentizität? Authentizität bedeutet Echtheit, Unverfälschtheit.
Authentisch zu leben, heißt, mir selbst treu zu bleiben und ehrlich zu sein – sowohl gegenüber anderen als auch gegenüber mir selbst. Es geht darum, meine eigenen Werte, Überzeugungen und Emotionen zu kennen und anzunehmen. Das führt zu einem tieferen Verständnis meiner selbst und zu authentischen, also echten, unverfälschten Beziehungen mit anderen.
Gleichzeitig gilt es natürlich, meine Mitmenschen und deren Werte, Überzeugungen und Emotionen ebenso zu akzeptieren. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist manchmal gar nicht so einfach – aber unerlässlich, sonst funktioniert das mit der Authentizität nicht. Mehr hierzu weiter unten.
Ist es überhaupt möglich, authentisch zu sein?
Bin ich authentisch, verhalte ich mich entsprechend meiner eigenen Werte und Einstellungen. Ich versuche nicht, anders zu sein, ich verstelle mich nicht, auch wenn ich
- Angst vor einer möglichen Auseinandersetzung habe oder
- befürchte, weniger gemocht oder nicht verstanden zu werden oder
- ich eine andere Erwartungshaltung des anderen spüre oder
- dann meine eigene Unsicherheit oder meine Emotionen zeigen muss.
Dann sind mein Denken, Handeln und Fühlen im Einklang. Ich strahle aus, dass ich zu mir selbst stehe – zu meinen Stärken ebenso wie zu meinen Schwächen. Andere nehmen diese Kongruenz meines Seins und meines Auftretens wahr, sie nehmen wahr wie ich dann bin: offen und wahrhaftig.
Laut Fachliteratur kennt ein authentischer Mensch seine Werte und Wünsche. Er handelt entsprechend und zeigt sich offen vor anderen – er bleibt sich also treu. Das wiederum befähigt ihn, seine Mitmenschen und deren Werte zu akzeptieren.
So weit so prima. Das Dilemma folgt sofort: was sind wirklich MEINE Werte, Einstellungen, Bedürfnisse etc.? Was sind Konditionierungen, überholte Glaubenssätze, etc.?
Authentizität benötigt den Einklang von dem, was ich bin, sage und tue. Um diesen Einklang nachhaltig und leicht leben zu können und um die gewünschten positiven Veränderungen im Leben zu erfahren, ist natürlich Voraussetzung, dass ich weiß: wer, wie, was bin ich wirklich und wer, wie, was bin ich nicht.
Nur dann kann ich echt, ehrlich und unverfälscht sein, versuche ich nicht, Idealen nachzueifern, die mir nicht entsprechen, für die ich mich verbiegen muss – was mich schwächt.
Authentisch = egoistisch und rücksichtslos?
Nein. Um selbst authentisch zu sein, bedarf es großer Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber. Es bedarf der Annahme der eigenen, einzigartigen unperfekten Perfektion. In dem Maße, wie ich mehr in meiner eigenen Authentizität ankomme, gewähre ich meinen Mitmenschen deren Authentizität. Mein Selbst-Bewusst-Sein, meine Integrität und meine Selbstwirksamkeit steigen und ich habe immer weniger das (unbewusste) Verlangen, andere zu kontrollieren, kann andere immer mehr sein lassen, wie sie sind. Vielmehr freue ich mich an deren Authentizität und bestärke sie darin.
Allerdings: Authentisch leben bedeutet selbstbestimmt leben. Das eigene Leben zu leben, statt dem, was Vater, Mutter, Partner, Kinder, Freunde, Chefs vorgeben. Ja, es werden Interessenskonflikte entstehen, weil ich vielleicht plötzlich nicht mehr der ganzen Familie hinterherräume oder im Job schon nach neun Arbeitsstunden Feierabend mache. Authentisch zu sein, bedeutet auch Grenzen zu setzen. Das kommt manchmal nicht gut an. Mit guter, authentischer Kommunikation können die meisten Situationen leicht geklärt werden und wenn alle Beteiligten wollen, gibt es auch immer eine gute Lösung.
Die Fachliteratur hat u.a. die Kriterien Selbstbewusstsein, Selbstreflektion, Ehrlichkeit, Verantwortung und Mut als wichtigste Zutaten für Authentizität definiert.
Mein Selbst-bewusst-Sein ermöglicht, dass ich mir meiner Gedanken, Wünsche, Gefühle, Werte, Überzeugungen, Stärken und Schwächen bewusst bin. Meine Selbstreflektion ermöglich mir, dementsprechend zu sprechen, handeln und zu leben. Ich bin also ehrlich zu mir selbst. Erst jetzt kann ich zu anderen wirklich ehrlich sein. Meine Ehrlichkeit gegenüber mir selbst steigert meine Eigenverantwortung. Jetzt übernehme ich bereitwillig Verantwortung für die Konsequenzen meines Verhaltens.
Nicht, dass die bisherigen Zutaten unwichtig wären – aus meiner Sicht ist Mut die Basis für alles andere. Den größten Mut erfordert es meiner Erfahrung nach sich selbst aufrichtig zu begegnen. Und es erfordert wahrlich Mut, sich offen und ehrlich zu zeigen. Da gibt es nichts schönzureden.
Wie oft haben wir damit schlechte Erfahrungen gemacht – genau hier sind Tür und Tor offen für starke Konditionierungen. Kleiner Spoiler: meine Erfahrung zeigt und die Fachliteratur bestätigt: als authentischer Mensch ziehe ich ebenfalls authentische Menschen an, die mich so mögen und wertschätzen, wie ich bin, bei denen ich mich nicht verstellen muss. Dann darf ich viel positives Feedback und Unterstützung erfahren.
Muss ich dann immer so bleiben oder darf ich mich verändern?
Natürlich, unbedingt! Panta rhei – alles fließt! Heraklit, 540- 480 v. Chr.: „Niemand kann zweimal in denselben Fluss steigen, denn alles fließt und nichts bleibt.“ Mit diesen Worten soll der griechische Philosoph Heraklit seine Lehre zusammengefasst haben: Alles ist in Bewegung, nichts bleibt stehen.
Das einzig stabile im Leben ist die Veränderung. Aus der HD-Landkarte sehen wir, welche Themen verschiedene Abschnitte unserer Lebensreise bestimmen. Wir sammeln Erfahrungen, wir ent-wickeln uns. Unsere Umwelt, die Gesellschaft, unsere Lebensbedingungen verändern sich rasant und somit hoffentlich auch unsere Prioritäten, Ziele, Wünsche und Bedürfnisse.
Was konstant bleibt, sind unsere einzigartigen unveränderlichen Stärken und Potenziale. Wenn wir diese kennen, kann es uns gelingen, wirklich authentisch im Fluss unseres individuellen Lebens zu sein. Dann ent-wickeln wir unsere Persönlichkeit immer weiter, können Altes, was nicht mehr passt, loslassen und dafür Neues hinzugewinnen – um weiterhin authentisch leben zu können. Genau darum geht‘s.
Benefits Ihres authentischen Lebens:
Statt getrieben von Konditionierungen, überholten Glaubenssätzen, der Angst, nicht gut genug zu sein oder möglichst allen möglichen Erwartungen gerecht zu werden, sich immer weiter von Ihrer Einzigartigkeit zu entfernen und gleichzeitig immer frustrierter, bitterer, wütender oder enttäuschter zu werden, führt Sie Ihr authentisches Leben
- in ein besseres Selbstwertgefühl, in die Bewusstheit Ihre Stärken und Schwächen. Lob, Tadel oder Anerkennung von anderen sind dann gut und schön aber nicht mehr so wichtig.
- in eine größere Unabhängigkeit. Sie leben Ihr Leben, nicht das Ihrer Eltern, Partner, Kinder oder weil man das so macht.
- in ein korrektes Verantwortungsbewusstsein. Sie wissen, dass Sie alleine für sich verantwortlich sind und andere ebenfalls für sich. Sie helfen und unterstützen andere gerne – wenn es für Sie korrekt ist. Sie sind weniger übergriffig und lassen Übergriffigkeit weniger zu. Sie setzen Ihre Grenzen und akzeptieren die Grenzen anderer.
- in erfüllende Beziehungen mit ebenfalls positiven, authentischen Menschen, die wirklich zu Ihnen passen.
- zu mehr Mut und Klarheit. Sie wissen, was für Sie stimmig ist und was nicht. Sie fühlen, was das richtige für Sie ist, das macht Sie immer mutiger, stärker, unabhängiger. Sie treffen die für Sie richtigen Entscheidungen.
Das alles führt zu weniger Stress und Druck, dafür in mehr Freude, Gesundheit und Glücklichsein.
Ich bin authentisch – Du bist authentisch
Nicht authentische, manipulierbare und verbiegsame Menschen, sind für das Umfeld manchmal bequemer – ‚wo kämen wir denn da hin, wenn jetzt jeder authentisch wäre …‘. Diese Bequemlichkeit ist niemals nachhaltig und niemals win-win und sie ist auch nicht mehr zeitgemäß.
Der Zeitenwandel fordert uns zu einem achtsamen, respektvollen, unterstützenden Miteinander auf – damit wir einen Ort schaffen, an dem sich jeder, seiner individuellen Einzigartigkeit entsprechend, einbringen darf und soll.
Ich glaube und bin fest davon überzeugt, dass wir Menschen, bis auf sehr wenige Ausnahmen, im Grunde gut sind. Und dass das Leben möchte, dass wir uns immer mehr entfalten. Ein erster Schritt in diese Richtung ist, die eigene Authentizität zu finden und zu leben und gleichzeitig unsere Mitmenschen in ihrer eigenen Authentizität zu akzeptieren und zu bestärken – auch wenn das vielleicht für einen selbst gerade etwas unbequem ist.
Authentisch Leben – JETZT und in der Zukunft.
Das ist oft schwieriger und herausfordernder als man meinen mag – ich selbst beobachte immer wieder, wie es mir schwerfällt, mich wirklich ehrlich, unverfälscht und offen zu zeigen – oft ist es ein harter Kampf, den ich mit mir führe – meine Konditionierungen, Ängste, schlechten Erfahrungen fordern mich immer wieder heraus – das ist anstrengend.
Ein ganz normaler Prozess: Komfortzone – Angstzone – Lernzone – Wachstumszone – Komfortzone – Angstzone – Lernzone – Wachstumszone – Komfortzone und wieder geht’s von vorne los …
Zwischendurch dürfen wir stolpern und fallen, wir rappeln uns wieder auf … Nicht leicht – aber machbar. Jeder hat sein ganz individuelles Leben. Höhen und Tiefen. Wenn wir unsere individuellen zuverlässigen Stärken und Potenziale kennen, gibt uns das eine wahre, unverrückbare Sicherheit. Diese innere Gewissheit befähigt uns zur Selbstreflektion und es gelingt uns, die Widerstände gegen das Leben Stück für Stück abzubauen, das bringt uns in unseren individuellen Lebensfluss. Es wird immer Höhen und Tiefen geben, aber wir können unser Leben, diese Reise durch Berg und Tal, mehr und mehr genießen. Es sind tatsächlich sehr schöne Berge und Täler.
Und wir spüren immer mehr, dass sich diese Arbeit mehr lohnt als alles andere. Weil sie innerlich so stark macht und so erfüllt. Und dann können wir mit der dem Leben immanenten Ungewissheit gut leben – keiner weiß, was morgen, in 3 Wochen oder in 5, 10, 20 Jahren ist – das Leben ist ein Erfahrungsprozess – Ausgang ungewiss – und den Sinn einer Erfahrung können wir immer erst an deren Ende begreifen. Übrigens auch sehr spannend: mit dem Human Design System kann man auch die Lebenszyklen ansehen, am besten retrospektiv. Sehr erhellend, aufschlussreich und befriedend.
